Mit der Gründung ihrer eigenen PR-Agentur kratzt die Süddeutsche an ihrer Glaubwürdigkeit. Redakteure lehnen es ab, redaktionelle Veröffentlichungen von wirtschaftlichen Interessen beeinflussen zu lassen. So ist es im Pressekodex manifestiert. Was nach einer Selbstverständlichkeit klingt und die Unabhängigkeit der Berichterstattung in unserem Mediensystem gewährleistet, wird somit erschüttert und infrage gestellt.
Was sagt das über das Verhältnis zwischen Journalisten und – insbesondere anderen PR-Agenturen – als Informationsquelle aus? Inwiefern wird der Journalist seiner Rolle als Gatekeeper gerecht, der möglichst objektiv und im Sinne des Leserinteresses Themen auswählen sollte? Das Image der Medien ist ohnehin angekratzt. Nicht nur, dass Medien mithilfe des Unworts des Jahres 2014 als „Lügenpresse“ verschrien werden. Auch die zunehmend undeutliche Trennung zwischen gekauftem und redaktionellem Inhalt wird laufend diskutiert und kritisiert. Die Süddeutsche setzt in dieser Debatte ein komplett falsches Zeichen. Paid Content findet so noch leichter den Weg in die Medien – nur dass für diesen nicht mehr gezahlt werden muss. Denn dieses Feature wird mit der Beauftragung der PR-Agentur automatisch eingekauft. Sicher, dies ist kein Einzelfall. Auch andere Verlage haben bereits Corporate Publishing und Event-Agenturen ins Leben gerufen. Mit der Gründung einer klassischen PR-Agentur hebt die Süddeutsche diese Tendenz allerdings auf ein neues Level und führt das deutsche Mediensystem ad absurdum.
Wird dieses Vorgehen State of the Art, hat das weitreichende Folgen: für die Leserschaft, die Meinungspluralität und die Glaubwürdigkeit von Medien insgesamt.